Geschichte
Geschichtliches
Zur Gemeinde Diekholzen, mit Egenstedt, Barienrode und Söhre, gehört ein auffällig hoher Waldanteil im südlichen Teil: der Tosmarberg, der Südwald mit Sonnenberg und Warmer Beuster im Nordwesten, der Rote Berg im Westen und der Rottberg im Süden. Das Dorf Diekholzen liegt in einer Senke des Beustertals zwischen Tosmar, Südwald und Eschenberg. Allein wegen der Lage am Wald mit vielen Wander- und Spazierwegen hat der Ort einen hohen Erholungswert.
Das Wappen von Diekholzen zeigt Axt, Säge und einen Pflug, wodurch deutlich wird, wie wichtig die Forstwirtschaft schon immer war. Aber die waldreiche Umgebung lässt die Gemeinde auch zu einem Luftkurort werden, der zu herrlichen Spaziergängen und Wanderungen in einer abwechslungsreichen Landschaft einlädt. Nicht umsonst befand sich über viele Jahre in Diekholzen eine auf Lungenkrankheiten spezialisierte Klinik. Diese wurde nach der Schließung des Kaliwerkes ein wichtiger Arbeitgeber in der Gemeinde, was sich nach der Aufgabe des Krankenhauses 2018 erneut änderte. Trotzdem hat Diekholzen den Strukturwandel vom Industriestandort zu einer Gemeinde mit hohem Erholungswert und begehrten Wohnlagen gut bewältigt.
Wahrscheinlich wurde der Ort schon um 800 durch Rodungen von Waldgelände gegründet und dort im Beustertal wurden Häuser gebaut und Äcker angelegt. Für die wirtschaftliche Erschließung war die Passstraße über den Roten Berg nach Alfeld für den Ort schon immer sehr wichtig, die heute gerne von Motorradfahrern genutzt wird.
Bereits im Jahre 1125 wird Diekholzen das erste Mal urkundlich erwähnt, von Bischof Berthold von Hildesheim. Damals wurde es als „Holthusen“ bezeichnet, als „Behausung im Walde“. Die dort ansässigen Bauern, die zu Backenrode – dem späteren Kloster Marienrode – gehörten, mussten den Augustinern Dienste und Abgaben leisten. Im 13. Jahrhundert übernahmen Zisterzienser die Herrschaftsrechte in Diekholzen und begannen im Beustertal Fischteiche anzulegen. Das führte dazu, dass aus Holthusen zur Unterscheidung von anderen gleichnamigen Orten durch Hinzufügen des Wortes Diek (Teich) Dieckholthusen wurde.
Mit dem Kloster war Diekholzen seitdem verbunden und wurde von den Zisterziensermönchen stark beeinflusst. Das Kloster bewirtschaftete in Diekholzen zeitweilig einen Klosterhof, eine Mühle, Fischteiche, Ackerflächen und Wiesen. Im 14. Jahrhundert wurde Diekholzen zu einem „Klosterdorf“, weil die Mönche von Marienrode „elf Hufen (Hofstellen) und Hausstellen, dazu die Fischerei der Beuster“ bekamen, dafür aber den gleichen Besitz in Dinklar an den Bischof von Hildesheim abtreten mussten. Die Bauern aus Diekholzen verließen daraufhin ihre Höfe dort und gingen nach Dinklar und umgekehrt, was ein sehr ungewöhnlicher Vorgang war.
Nach der Stiftsfehde wurden das Kloster und auch Diekholzen überfallen und geplündert. Kurz danach stellte sich das Kloster unter den Schutz des Herzogs von Calenberg und blieb bis ins 19. Jahrhundert eine hannoversche Enklave im Hildesheimer Land.
Nachdem die preußische Regierung das Kloster Marienrode aufgelöst hatte, folgten Perioden des mehrfachen Hoheitswechsels, bis die Diekholzener Bauern die gutsherrlichen Abgaben nach 1833 ablösten.
Einen Aufschwung erlebte der Ort gegen Ende 19. Jahrhundert, als der Kali-Bergbau begann und vielen Einheimischen einen Arbeitsplatz bot. Dünge- und Anbaumethoden hatten sich verändert und Kali wurde in der eigenen Fabrik zu Chlorkalium verarbeitet, ein gutes Düngemittel. Das Dorf Diekholzen wuchs und es entstanden die typischen Bergmannshäuser, noch heute Kolonie genannt, in der Mitte des Dorfes. Um 1930 wurde das Kaliwerk stillgelegt, weil es durch die Weltwirtschaftskrise und Absatzschwierigkeiten nicht mehr rentabel arbeitete.
Die Heeresmunitionsverwaltung der Nationalsozialisten übernahmen 1936 das Kaliwerk, um Munition herzustellen und einzulagern, genannt MUNA. Während des Zweiten Weltkriegs musste für die vielen Arbeitskräfte dort neuer Wohnraum geschaffen werden. So wurde der Grundstein für eine neue Siedlung im Südwald gelegt.
In den Nachkriegsjahren nahmen durch die schlechte Ernährungslage, die engen Wohnverhältnisse und ein Mangel an Medikamenten die Tuberkulosefälle und andere Krankheiten im Hildesheimer Raum zu. Die Gebäude des Kreiskrankenhauses in Diekholzen waren bereits während des Krieges zur Unterbringung der Munitionsarbeiter errichtet worden. Aus diesem Unterkunftslager wurde nun eine Heilstätte für kranke Menschen hergerichtet, unterstützt vom neu gegründeten Landkreis Hildesheim-Marienburg. 1985 wurde das Krankenhaus in eine Fachklinik für Pneumologie umgewandelt, doch 2018 endete die Geschichte der Lungenklinik Diekholzen, die ins Helios Klinikum nach Hildesheim umzog.
Nach dem 2. Weltkrieg verdoppelte sich die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge und Vertriebene und die Wiederaufnahme der Kaliförderung begann. Viele Neubaugebiete entstanden und heute hat der Ort etwa 3000 Einwohner.
Am 1. März 1974 wurden die Dörfer Barienrode, Diekholzen, Egenstedt und Söhre durch die Gebiets- und Verwaltungsreform zur Einheitsgemeinde Diekholzen zusammengelegt. Diekholzen wurde Mittelpunkt dieser neu gebildeten Gemeinde. Und bereits seit 1871 gehört der geschichtsträchtige Heidekrug, im Jahre 1712 vom Kloster Marienrode an der Straße nach Hildesheim errichtet, zum Gemeindegebiet.
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© Gudrun Kmoch
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Die vielen Vereine bieten ein abwechslungsreiches Angebot für Jung und Alt und der starke Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft sorgt dafür, dass regelmäßig verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Ein Ort zum Wohnen und Wohlfühlen und auch für Besucher gibt es viel zu entdecken.
Historische Baulichkeiten
In einem Dorf mit so langer Geschichte wie Diekholzen gibt es viel Historisches zu entdecken. Nähere Informationen findet man hier.
Der Wegweiser der Ortschaft Diekholzen ist auch als Prospekt in der Gemeindeverwaltung in der Alfelder Straße 5 erhältlich. Diese ist wie folgt für den Publikumsverkehr geöffnet: Montags 8.00-12.00 und 13.30-15.30, mittwochs 8.00-12.00 und 13.30-15.00 Uhr, donnerstags 13.00-18.00 uns freitags 8.00-12.00 Uhr.
Dies ist eine Auswahl von Sehenswürdigkeiten im Ort:
Katholische Kirche St. Jacobus der Ältere
Zu finden: Kirchweg 4
Die katholische Kirche St. Jacobus der Ältere ist 1656 als Fachwerkbau errichtet worden. Sie besaß einen mittelalterlichen Vorgängerbau, dessen Mauerwerk zum Teil in den späteren Bau einbezogen wurde. Vermutlich stammt dieser Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert. Anstelle eines Glockenturms bekam die Kirche einen Dachreiter, wie bei den Zisterziensern üblich. Der Glockenturm steht noch heute etwas abseits neben der Kirche. 1748 befand sich die Kirche in einem so schlechten Zustand, dass sie abgerissen wurde, aber bis 1754 im Stil der Renaissance neu errichtet wurde.
Die sehenswerte Kirche in schöner Hanglage, deren Grundmauern aus dem Mittelalter noch erhalten sind, war anfangs kleiner als heute. Im 18. Jahrhundert wurde sie vergrößert und bekam im Westen einen Vorbau, in dem sich die Treppe zur Orgel befindet. 1992 wurde vom Hildesheimer Architekten Thumm eine moderne Fassade vorgesetzt.
Im Innern fällt der barocke Altaraufsatz auf und man kann Reste von gotischen Malereien entdecken. Interessant sind auch die Kirchenfenster, die traditionelle Motive mit expressionistischen verbinden, was ungewöhnlich für ihre Entstehungszeit um 1930 ist. Sie kommen aus der Glasmalereiwerkstatt Solln in München. Man sieht den Heiligen Dominikus mit Rosenkranz und Christus als König der Könige. Wertvolle mittelalterliche Holzskulpturen sind besonders eine Pietà (die Darstellung Mariä mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus) aus dem 15. Jahrhundert und eine flache Skulptur auf einer Konsole, die Darstellung des heiligen Jakobus von 1520 mit Jakobushut und Pilgermuschel. Vorne in der Kirche am Chorscheitel kann man im runden Fenster noch einmal eine Jakobsmuschel entdecken, die der Hildesheimer Künstler Paul König 1992 geschaffen hat.
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Die Deckenmalerei aus dem 19. Jahrhundert zeigt verschiedene Medaillons: die Bischöfe Bernward und Godehard und den hl. Jakobus und gegenüber den hl. Johannes von Gott.
Die großen Gemälde an den Kirchenwänden sind aus dem 18. Jahrhundert.
Die Grabsteine von Heinrich Cronen, der 1713 gestorben ist, und seines Sohn Andreas Cronen sind an der Choraußenwand zu sehen und man vermutete bisher, dass es sich hier um den Bauleiter der Kirche und seinen Sohn handelte. So wird es in der Chronik der Kirche erwähnt. Der Bauleiter Heinrich Krone ist aber nicht identisch mit der Person gleichen Namens auf der Grabplatte, denn dieser Heinrich Cronen war ja bereits verstorben, als die Kirche 1748 bis 1754 erbaut wurde. Möglicherweise hat ein Nachkomme die Grabsteine seiner Vorfahren um 1750 in die Chormauer integriert.
An der Kirchenmauer fallen Gedenktafeln mit vielen Namen auf. Sie waren Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der ehemaligen Sowjetunion und sind wahrscheinlich bei einem Explosionsunglück in der Munitionsfabrik (MUNA) 1944 ums Leben gekommen. Ein schwerer Unfall bei der Munitionsherstellung und -lagerung forderte 33 Menschenleben, wobei es sich überwiegend um junge Mädchen handelte. Hier ruhen auch sechs Opfer in einer kleinen Reihe entlang der Kirchenmauer. Nähere Infos findet man hier.
Auferstehungskirche
Zu finden: Tannenkamp 1
Diekholzen gehörte seit Anfang des 14. Jahrhunderts zum Kloster Marienrode. Durch die Säkularisierung des Hochstifts Hildesheim 1802/03 wurde die Gemeinde preußisch, 1807 westfälisch und kam schließlich 1813 zu Hannover. Aber die Reformation im 16. Jahrhundert setzte sich in Diekholzen nicht durch, die Bürger blieben katholisch. Und doch gab es bald erste lutherische Einwohner, die teils in Hildesheim oder auch in Sibbesse zum Gottesdienst gingen. Ab 1831 wurde die Wallfahrtskapelle Cosmas und Damian in Marienrode den evangelischen Christen überlassen und bis 1948 feierten sie dort ihren Gottesdienst.
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen durch den Anfang des Kalibergbaus immer mehr Familien der Schachtarbeiter, die überwiegend evangelisch waren. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen Flüchtlinge aus dem Osten dazu. Die evangelische Gemeinde wuchs und so fand ihr Gottesdienst nun alle zwei Wochen in der Katholischen Kirche statt. Anschließend wurde die evangelische Schule als eigenständige gottesdienstliche Stätte ausgestaltet und 1957 in Benutzung genommen. Am 1.4.1962 wurde die evangelische Kirchengemeinde Diekholzen gebildet, zu der auch die Christen aus Söhre gehören. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Gemeinde 1200 Mitglieder. Man wünschte sich eine Kirche in Diekholzen, am 12.8.1962 wurde der Grundstein für die Auferstehungskirche gelegt und am 20.12.1962 konnte das Richtfest gefeiert werden. Pfingsten 1963 konnte die Kirche eingeweiht werden und 50 Jahre später feierte die Kirchengemeinde mit einem Festgottesdienst ihr 50. Kirchenjubiläum.
Die Kirche ist ein schlichter Saalbau in asymmetrischer Form mit geputzten Wänden und einer Holz-Riemendecke. Das Mosaik hinter dem Altar aus Anröchter Stein (ein besonders alter, sehr harter Sandstein) ist eine Darstellung des Himmlischen Jerusalem. Die bunten Glasfenster zeigen die Taufe Jesu, Jona im Walfisch und den Fischzug Petrus und sind ein Blickfang in der Kirche. Sie kommen besonders gut bei Sonnenschein zur Geltung.
In der Kirchengemeinde gibt es regelmäßig Spiele-Nachmittage und Seniorentreffen. Die Räumlichkeiten werden auch als Übungsräume von zwei Bands – „Wegweiser“ und „Black Dice“ – genutzt, die die Gottesdienste oft musikalisch begleiten.
Alte Bauernhäuser
Zu finden: Alter Weg, Schwarzer Weg, Söhrer Tor
Der Bereich Alter Weg, Schwarzer Weg und Söhrer Tor ist wohl der älteste Teil des Ortes. Bis 1883 verlief der Alte Weg im Flussbett der Beuster bis zum Krähenweg Richtung Hildesheim. Dieser Weg war so schmal, dass sich zwei Fahrzeuge nicht begegnen konnten. Man regelte die Vorfahrt der Fuhrwerke damals mit Peitschenknallen. Von der Katholischen Kirche über den Kirchweg ist dieser alte Teil des Dorfes gut zu erreichen und hier finden wir auch einige alte Bauernhäuser, z.B. den sehenswerten Bauernhof der Familie Marheineke im Schwarzen Weg 20.
Comblouxbrunnen
Zu finden: Alfelder Straße, gegenüber der Einmündung zur Marienburger Straße
Die Partnergemeinde Combloux in Frankreich stiftete diesen Brunnen und zum 25-jährigen Bestehen dieser Partnerschaft wurde eine Sitzbank aufgestellt. Bei einem Rundgang durch den Ort kann man sich hier beim Plätschern des Wassers ausruhen.
Siedlung Kolonie der ehemaligen Bergarbeiter
Zu finden: Alfelder Straße, Dorfmitte
An der Alfelder Straße stehen mitten im Ort noch heute die Häuser für die Arbeiter der Schachtanlage Hildesia. Die Außenwände sind aus Natursteinen und der in sich geschlossene Baukomplex prägt das Bild des Ortes. Der Name Kolonie hat sich bis heute gehalten.
Direktorenvilla
Zu finden: Am Bahnberg 3
Am Bahnberg 3 steht die ehemalige Direktorenvilla mit Remise, Nebengebäuden und einem Park. Das Gelände wird von einem Holzzaun umgeben, der denkmalgeschützt ist. Diese Villa war der Wohnsitz des Betreibers der Kali Bergwerke und wurde anschließend von Heinz-Josef Adamski (1911-2002), einem Historiker, Volkskundler und Gymnasiallehrer bewohnt. Er wurde auf dem Friedhof der katholischen Jakobuskirche in Diekholzen beerdigt. Heute ist die Villa wieder in Privatbesitz. Da die ganze Anlage unter Denkmalschutz steht, ist eine Renovierung schwierig und kostspielig und so verfällt das Anwesen leider zusehends.
Kreiskrankenhaus - Ehemalige Lungenklinik
Zu finden: Bahnberg 5
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Diekholzen noch kein Krankenhaus und auch keinen Arzt oder eine Hebamme. Die Krankenversorgung wurde erst 1926 verbessert, weil nun Krankenschwestern im Ort tätig wurden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs strandeten Millionen Menschen in Deutschland und brauchten medizinische Versorgung. Aus dem früheren Kneipp-Kurheim an der Alfelder Straße, das Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel der Grubengesellschaft Glückauf gebaut worden war, wurde nun ein Krankenhaus für ehemalige Zwangsarbeiter und andere „Displaced Persons“. So wurden die Menschen genannt, die durch den Krieg ihre Heimat verloren hatten und auf ihre Rückkehr warteten. Viele ehemalige Zwangsarbeiterinnen brachten dort ihre Kinder zur Welt.
Durch schlechte Ernährung, einen sehr kalten Winter und mangelnde Hygiene breiteten sich ab 1947 Infektionskrankheiten aus und so nahm auch die Tuberkulose stark zu. Viele „Displaced Persons“ waren inzwischen in ihre Heimatländer zurückgekehrt, so dass das Gebäude in eine Lungenklinik umgebaut werden konnte. Bis 1964 wurde es als Kinderheilstätte genutzt, danach wurde es Jugendbegegnungsstätte und Kindergarten. 1988 wurde es abgerissen.
Oberhalb der Alfelder Straße wurden währenddessen ehemalige Arbeiterbaracken der Munitionsanstalt in Patientenhäuser umgebaut. Ab 1949 kamen nun Patienten in die Lungenklinik am Bahndamm und die Luft in Diekholzen wurde als „heilklimatisch gut“ bezeichnet. Daraus wurde die überregional bekannte Lungenklinik, die bis 2018 bestand.
Seit einem Brand im Frühjahr 2024 ist das Gelände nicht mehr zugänglich.
Heidekrug
Zu finden: Heidekrug 55
Außerhalb von Diekholzen Richtung Hildesheim liegt heute noch das Landhaus Heidekrug. Bereits seit 1871 gehört der Heidekrug zu Diekholzen. Er liegt an der Gemeindegrenze an der L 485 nach Hildesheim und wurde 1712 vom Kloster Marienrode errichtet. Es ist immer noch eins der bekanntesten Ausflugslokale und sicherlich auch das älteste und geschichtsträchtigste. Hier konnte man den Wandel der ländlichen Lebensverhältnisse, verschiedene Aspekte der Kirchen-und Klostergeschichte und viele Alltagsgeschichten verfolgen. Der Heidekrug gehörte bis 1871 zum Kloster Marienrode und wegen seiner exponierten Lage und der besonderen Rechtsstellung der Zisterzienser von Marienrode gab es immer wieder Konflikte mit dem Hochstift Hildesheim.
Hier ist besonders der Bierstreit mit Hildesheim zu nennen. Da der Heidekrug zum Kloster Marienrode gehörte, beharrten die Zisterzienser darauf, eigenes Bier „akzisfrei und ohne Licent (Verbrauchssteuer)“ auszuschenken. Der Heidekrug war auf Klosterland errichtet worden, und damit auf calenbergischem Territorium und unterstand nicht der Stadt Hildesheim. Da es aber auch gute Verbindungen des Fürsten in Hannover nach Hildesheim gab, versuchte man, eine gemeinsame Lösung für alle zu finden. Hannover empfahl den Zisterziensern im Heidekrug, nun nicht mehr ihr „Marienbier“ auszuschenken, sondern Bier und Broyhan (Starkbier) aus Hildesheim. Darauf wollten sich die Mönche nicht einlassen, sie senkten als Entgegenkommen nur ihre Bierpreise, so dass das Bier im Heidekrug nicht billiger war als im Hochstift. Nach langem Streit wurde festgehalten, dass der Heidekrug nicht zum „Braudistrikt Hildesheim“ gehöre, die Mönche durften aber nun auch keine „klösterlichen Getränke“ mehr in die Stadt Hildesheim exportieren.
Während der preußischen Besetzung Hannovers wurde das Kloster Marienrode aufgehoben und kam 1809 zum Königreich Westphalen, ab 1813 gehörte es dann wieder zu Hannover.
Im 18. Jahrhundert war die Einrichtung des Gasthauses sehr einfach: Es gab zwei Bänke, drei lange Tafeln, zwei Schränke und drei Öfen. „Außerdem gab es einen eigenen Backofen, eine Räucherkammer, eine Milchstube, Kuh-und Pferdestall, eine kleine und eine große Stube, darüber drei Kammern. Im Garten befanden sich Lauben, eine überdachte Kegelbahn und vier von Buchsbaum gesäumte Wege.“ Außerdem gehörten zwei große Gärten dazu, und das Recht, Schweine und Kühe auf die klösterlichen Weiden zu treiben. Scheune und Backhaus standen neben dem Gasthof und ein Wald gehörte auch dazu.
Schnell wurde der Heidekrug zu einem beliebten Ausflugsziel, auch für die Hildesheimer. Außerdem fand man das Starkbier der Mönche geschmackvoller als das Bier aus Hildesheim.
Die Gastwirtschaft lohnte sich für die Betreiber, und so bewarben sich immer wieder neue Pächter, wobei nicht immer alles rechtens zuging. So wurde Anfang des 19. Jahrhunderts Hehlerware (ein Ballen Baumwolle) im Heidekrug versteckt, worauf die Wirtsleute verhaftet wurden und die Mönche einen neuen Pächter einstellten, der das Gasthaus umbauen und modernisieren ließ.
An einem kalten, klaren Wintertag im Februar 1836 fing in der Nacht der Dachstuhl des Gasthofes Feuer. Die Familie und die Mägde konnten noch die Kinder, die Kühe und Pferde und einige Sachen aus dem Haus schaffen. Der Nachtwächter aus Diekholzen, der die Flammen gesehen hatte, gab Alarm und bald waren aus dem Ort die Sturmglocken zu hören. Die Diekholzener eilten zur Hilfe und versuchten zu löschen, doch der Heidekrug brannte vollkommen ab. Die Ursachen konnten nie richtig geklärt werden. Man vermutete, es handele sich um einen Schornsteinbrand. Der Wiederaufbau wurde so teuer, dass sich der Schankbetrieb für diesen Pächter nicht mehr lohnte und so verpachtete er den Heidekrug weiter. Jetzt gab es einen häufigen Betreiberwechsel. 1871 wurde der Heidekrug von den Mönchen schließlich verkauft und der Gemeinde Diekholzen zugeschlagen.
1945 kam es am Heidekrug zu einem verhängnisvollen Ereignis. Ein deutscher Soldat zündete eine Panzerfaust, die die vorrückenden US-Panzer vom Roten Berg bei Alfeld zurückhalten sollte. Wegen der exponierten Lage des Heidekrugs an der Straße von Hildesheim nach Alfeld beschossen anschließend die Amerikaner das Stallgebäude des Heidekrugs. Dabei wurden zwei deutsche Soldaten und der 84-jährige Pächter des Heidekrugs getötet.
Nach dem Krieg wurde der Heidekrug wieder zum beliebten Ausflugslokal für Leute aus der Umgebung, die nun auch motorisiert kamen. 1964 kam der Heidekrug sogar kurz in einer Szene in dem Hitchcock-Film „Torn Curtain – Der zerrissene Vorhang” vor.
Der Heidekrug mit seiner wechselvollen Geschichte „repräsentiert für Diekholzen ein Stück gemeinschaftlicher Identitätsbildung“ und wird als Ausflugslokal mit moderner Gastronomie immer noch gerne aufgesucht.
Spuren von historischen Produktionsstätten
Ehemalige Schachtanlagen Hildesia und Mathildenhall / Munitionsanstalt Diekholzen - MUNA
Schachtanlage Hildesia
Zu finden: Am Westrand des Ortes
Am Bahndamm 3 steht das ehemalige Pförtnerhaus. Hier kann man das private Gelände betreten und nach ungefähr 200 m sieht man links vom Weg eine kleine Plakette im Boden, die den Eingang zum ehemaligen Schacht markiert.
1897 wurde hier mit dem Abbau und der Förderung von Kali begonnen, aber schon 1930 wurde es wegen Absatzschwierigkeiten stillgelegt. Das Zechengelände nördlich von Diekholzen wurde 1898 durch eine Bahnstrecke, die Kleinbahn Marienburg-Hildesia, erschlossen. Die Bahn transportierte Kali und später während des Zweiten Weltkriegs auch Munition vom Schacht zum Bahnberg Marienburg. In Diekholzen wurde dafür die Brücke über die Alfelder Straße errichtet. In der Munitionsanstalt (MUNA) wurden ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch Bahnschwellen aus Beton hergestellt. In den 60er Jahren stellte man den Betrieb ein.
1948 wurde die Kaliförderung wieder aufgenommen, jedoch 1959 endgültig eingestellt. Rund 40 Jahre wurde das Bergwerk danach als Reservebergwerk offen gehalten. Nach der Stilllegung wurde der Schacht verfüllt und der Turm gesprengt. Man entfernte die Bahnstrecke, die heute ein beliebter Rad- und Wanderweg ist, der in den Diekholzener Südwald führt.
Die Schachtanlage Hildesia wurde 1937 zusammen mit dem Schacht Mathildenhall an die deutsche Wehrmacht übergeben, die dort eine Heeresmunitionsanstalt (MUNA) errichtete. Hier arbeiteten dienstverpflichtete deutsche Arbeitskräfte, aber auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Es wurde vorwiegend Munition gelagert, aber auch hergestellt, was teilweise eine sehr gefährliche Arbeit war. 1944 gab es hier eine schwere Explosion, bei der 33 Menschen starben. Am Ende des Krieges am 8. April 1945 wurde die Schachtanlage den Amerikanern übergeben.
Nur wenige Gebäude sind noch erhalten, besonders hervorzuheben ist hier das ehemalige Pförtnerhaus an der Schachtanlage Hildesia. Wenn man das Gelände hier betritt, was der Besitzer des Pförtnerhauses auf Anfrage gerne gestattet, kann man nach ca. 200 Metern eine kleine Plakette finden, die auf den Eingang des verfüllten alten Schachtes hinweist. Einige Nebengebäude und das ehemalige Verwaltungsgebäude sind noch gut erhalten und werden heute von verschiedenen Firmen genutzt.
Schachtanlage Mathildenhall
Zu finden: Am Westrand von Diekholzen, ungefähr drei Kilometer westlich vom Hildesia-Schacht.
Der im Hildesheimer Wald gelegene Schacht Mathildenhall ist fast vollständig verschwunden und das ehemalige Zechengelände überwachsen. Auf dem Gelände sind nur noch Fundamente im Wald zu sehen.
Am Ende des Broyhanswegs führt der Weg durch das große Tor und nach ungefähr einem Kilometer gelangt man zum ehemaligen Eingang der Schachtanlage Mathildenhall. Im Gelände sind nur noch Spuren der Anlage zu sehen und auf dem Bohrloch liegt eine große Bodenplatte.
Der Broyhansweg, der zur ehemaligen Schachtanlage Mathildenhall führt, wurde nach dem Hannoveraner Braumeister Cord Broyhan benannt, der schon im 16. Jahrhundert ein würziges obergäriges Bier braute, das zu einer Bierfehde zwischen Diekholzen und Hildesheim führte.
Nähere Informationen zur Besichtigung findet man hier.
Das Pförtnerhaus zur Hildesia-Schachtanlage
Zu finden: Am Bahnberg 3
Nach der endgültigen Stilllegung der Schachtanlage Hildesia blieben nur wenige Gebäude erhalten. Das ehemalige Pförtnerhaus am Ende der Straße Bahnberg am Eingang zur Schachtanlage steht noch. Es ist seit 2007 in Privatbesitz, wird bewohnt und steht unter Denkmalschutz. Man kann bis zum Tor am Bahnberg 3 gehen und es sich von hier aus anschauen.