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Von der Königspfalz Dahlum sollen zwei unterirdische Gänge nach außen geführt haben, der eine nach dem Spenglerschen Hause in Königsdahlum, der andere zum Königsturm an der Straße von Bockenem nach Groß Rhüden.

Als einmal die Pfalz an einem heißen Sommer monatelang belagert wurde, fehlte das Wasser. Aus der Nette solches zu holen, verhinderten die Belagerer. Da erboten sich drei Knappen, durch den unterirdischen Gang zum Königsturm zu gehen, wo ein tiefer Brunnen war, und wo man Wasser zu finden hoffte. Sie gelangten glücklich bis zum Turm und zum Brunnen, aber das Wasser stand in ihm so tief, daß sie es nicht erreichen konnten. Da spreizte der eine Knappe die Beine an die Brunnenwände und kletterte hinab, daß er das Wasser mit der Hand schöpfen konnte. Als der zweite Knappe das Plätschern hörte, rief er ungeduldig: Geh ein bißchen zur Seite, ich komme auch! und kletterte hinab. Aber er war nicht vorsichtig, rutschte ab, fiel auf den ersten, und beide stürtzten in das Wasser und ertranken.

Als der dritte Knappe das Gurgeln des Wassers hörte, wurde es ihm unheimlich zu Mute; da konnte nur ein Untier im Brunnen sitzen, das seine Kameraden in die Tiefe gerissen hatte. Er rannte zur Pfalz zurück; denn er wollte lieber verdursten, als von dem Untier gefressen werden. - Wenn um Mitternacht die Eulen im Turm kreischten, hörte man aus der Tiefe des Brunnens den leisen Ruf: Wasser! Wasser! Den Brunnen hat man später zugeschüttet.