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Weg Kreuz / Gerd Winner / 2005

Weg Kreuz / Gerd Winner / 2005
Radweg zur Kunst
Skulpturenweg Kloster Lamspringe - Kloster Brunshausen


Allgemeine Informationen

Fern von Kirchen, Kapellen und Kathedralen bieten Wegkreuze und Bildstöcke mit Marien- oder Heiligenbildern den Pilgern und Wandersleuten in freier Natur religiöse Orte der Einkehr, Ruhe und Andacht. Diese weit bis ins Mittelalter hineinreichende Tradition ist Ausdruck des Glauben und der persönlicher Frömmigkeit, nicht nur des Andächtigen, sondern auch des Stifters. Oftmals, vor allem in Regionen katholischer Konfession, zieren Kerzen und frische Blumen die aus Holz oder Stein gefertigten Kleindenkmäler auf offener Flur.

Gerd Winners Arbeit Weg Kreuz (2005) steht in dieser Tradition und findet dabei eine moderne Formsprache: In der Nähe des Ortes Gehrenrode sticht an einer Kreuzung ein aus Chromnickelstahl gefertigtes hohes Wegkreuz hervor. In einen Betonsockel hat der 1936 in Braunschweig geborene Künstler einen Rohrpfosten angebracht, welcher ein mannsgroßes, zweidimensionales Dreieck trägt. Aus dem silberfarbenen Dreieck ist eine Figur herausgefräst, deren Silhouette Jesus Christus am Kreuze darstellt. Winner modelliert keine plastische Christusfigur, die an ein Kreuz genagelt ist, sondern er reduziert das abendländische Bild aller Bilder auf einen bloßen Umriss. Die ohnehin schon zirka drei Meter hohe Skulptur gewinnt durch die Erhöhung einer Böschung, auf der sie angebracht ist, zusätzlich an Größe. Der Wanderer versenkt sich bei Winners Arbeit nicht auf Augenhöhe in ein Kleindenkmal, sondern nimmt eine Blickrichtig wie im Altar- oder Kirchenraum ein - er schaut zu Christus empor. Dabei blickt er geradewegs durch die Figur hindurch in den Himmel und nimmt den Sohn Gottes als eine Lichtgestalt oder einen "Himmelskörper" wahr.

Dieser ermöglichte Blick in den Himmel und die natürliche Umgebung der Skulptur stehen in starkem Kontrast zu ihrer Oberfläche. Das Blitzen des Chromnickelstahls und die exakte Fertigung der Skulptur fügen sich in die Landschaft nicht ein, sie bedingen vielmehr die Signalfunktion der Skulptur. Hinzukommt, dass sich Winner hier durch die Wahl des Materials, seiner Bearbeitung und Größe, der Formsprache der profanen Verkehrsschilder bedient - er setzt an einer Weggabelung ein zeitgenössisches Zeichen des Innehaltens.

(Text: Myriam Naumann, © Kulturbüro Landkreis Hildesheim)