Inhalt


Schriftgut und Überliefertes

- Sührig, Werner, Ostfälisches Platt im Hildesheimer Land, Veröffentlichungen des Landschaftsverbandes Hildesheim; Band 13  /Olms Verlag 2002

Es handelt sich hierbei um das Sievers-Kese’sche Gesamtwerk. Beigebunden ist das von Heinrich Sievers zusammengestellte Wörterbuch der in Betheln heimischen Mundart, bearbeitet und herausgegeben von Heinrich Kese.

Reprint aus: Schriftenreihe des Heimatmuseums; Band 2/Alfeld a. d. Leine [1955]. Der Band veröffentlicht vielfältiges Material, das die Heimatforscher Sievers und Kese in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesammelt haben. Er ist heute nur noch über Antiquariate zu bekommen.

Werner Sührig gilt als Experte des im Hildesheimer Land früher sehr gebräuchlichen Ostfälischen Platt. Er veröffentlichte ein Gesamtwerk der Texte und Gedichte von Heinrich Sievers, von dem auch dieses Gedicht stammt. Zu diesem Gedicht vermutet Sührig, dass H.S. es um 1900 geschrieben haben könnte, in Erinnerung an seine erste große Liebe, der er als junger Mensch mit vielleicht 20 bis 22 Jahren begegnete. Er ist ja 1900 schon 27 Jahre alt, heiratet aber erst 1910 seine langjährige Ehefrau, mit der er zwei Töchter bekommt.   

Liebeskummer
von Heinrich Sievers

Wet ek all lange harr edacht
Niu is et sau ekuemen
Dat Meaken dat möin Alles was
Het sek ’nen andern nuemen

Ek möchte woll naa’r Leine gahn
Un da mek plunsch versoipen
Ek möchte mek in Granau woll
’n paar Rattenpillen koipen

Ek möchte mek woll annen Schacht
Mit ’n Aarnsäil uphangen
Ek möchte woll von beobendaal
Von ’n Schuinendaake springen

Ek möchte mek in möinen Bost
’n langet Breotmest stoiten
Ach haar ek man ’n Scheitgewier
Denn kkönn ek mek eok scheiten

Un doch et is niu einmal sau
Et geiht ja nich naan mügen
Un wer sek sau ümmt Liewen bringt
Dä schall eok nich viel düegen

Un wer et sek man recht ankikt
Et is doch schön dat Liewen
Un wat dat Mäeken anbedrept
Et schall eok noch andre giewen

(Ins Hochdeutsche übersetzt von Werner Sührig:)

Was ich schon lange hatt’ gedacht
Nun ist es so gekommen
Das Mädchen, das mein Alles war
Hat sich ’nen andern genommen

Ich möcht’ wohl nach der Leine gehen
Und da mich „Plumps“ ersaufen
Ich möchte mir in Gronau wohl
Ein paar Rattenpillen kaufen

Ich möchte’ mich wohl an einem Ast
Mit ’nem Ernteseil aufhängen
Ich möchte wohl von oben herab
Vom Scheunendache springen

Ich möchte mir in meine Brust
Ein langes Brotmesser stoßen
Ach hätt’ ich nur ein Schießgewehr
Könnt ich mich auch erschießen

Und doch, es ist nun einmal so
Es geht nicht nach dem Mögen
Und wer sich so ums Leben bringt
Der soll auch nicht viel taugen

Und wer es sich nun recht besieht
Es ist doch schön das Leben
Und was das Mädchen anbetrifft
Es soll auch noch andre geben