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Geschichte


Geschichtliches

Die im idyllischen Flusstal der Nette gelegenen Ortsteile Astenbeck und Derneburg bilden einen Ort Derneburg. Die Geschichte dieses Ortes wurde über Jahrhunderte durch das Kloster und heutige Schloss Derneburg geprägt. Die deutlich ältere Siedlung ist Astenbeck, deren erste urkundliche Erwähnung auf die Jahre 826 bis 853 zurückgeht. Um das Jahr 1300 war Astenbeck ein Dorf, das circa 1000 Morgen Land umfasste, während Derneburg zu dieser Zeit nur aus einem Herrenhof des Grafen Hermann von Winzenburg bestand.

Derneburg erlebte in den nun folgenden Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte. 1203 gründete die katholische Kirche hier ein Kloster, das zur Zeit der Reformation lutherisch wurde und schließlich in die Hände des Hildesheimer Bischofs zurückkam. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgelöst und in eine preußische Domäne umgewandelt. 1815 fiel es an das welfische Königshaus und wurde von König Georg III. an den Grafen Ernst Friedrich Herbert zu Münster verschenkt.

Während des 2. Weltkriegs wurde das Schlossgebäude vom weiblichen Reichsarbeitsdienst als Mädchenwohnheim und schließlich als Lazarett genutzt. Nach 1945 übernahmen britische Besatzungstruppen das Lazarett und betrieben es noch einige Jahre weiter. Später war im Schloss auch ein Alten- und Pflegeheim untergebracht.

Der landwirtschaftliche Grundbesitz wurde 1955 vom Land Niedersachsen übernommen, während das ehemalige Kloster- und heutige Schlossgebäude bis 1975 im Besitz der Grafen zu Münster verblieb und anschließend an den Künstler Georg Baselitz und schließlich 2006 an den Kunstsammler Andrew J. Hall verkauft wurde.

Die fast ausschließlich aus Einfamilienhäusern bestehenden Wohnsiedlungen des heutigen Derneburgs sind erst in mehreren Abschnitten zwischen den Jahren 1960 und 1973 am Waldrand des Ortes entstanden. Das Dorf verfügt über keine dörfliche Struktur, seine Einwohner arbeiten außerhalb Derneburgs in der näheren oder weiteren Umgebung. Die gesamte Schlossanlage mit ihren Nebengebäuden und ihre schöne und 1814 zum Teil zu einem Landschaftsgarten umgestaltete Umgebung ist jedoch Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher.

Das Bild Astenbecks mit seinen nur wenigen älteren Wohnhäusern ist geprägt durch die 1818 errichtete Kornbrennerei und die ihr gegenüberliegende Gutsschänke.

Die beide Ortsteile Astenbeck und Derneburg mit etwa 580 Einwohnern gehören seit 1974 zur Gemeinde Holle. Mit der Abfahrt Derneburg/Salzgitter hat der Ort direkte Anbindung an die Autobahnen A7 und A39, über die B6 sind Hildesheim und über die Kreisstraße 306 das Gemeindezentrum Holle schnell erreichbar. Anschlüsse Richtung Bockenem und Peine sind darüber hinaus über die Bundesstraßen 243 und 444 möglich und über seinen Bahnhaltepunkt liegt Derneburg an der Strecke Hannover – Goslar.


Historische Baulichkeiten

Schloss Derneburg

Wahrzeichen Derneburgs ist das Schloss der Grafen zu Münster mit seiner quadratischen Turmanlage und dessen ungewöhnlichem Dach.

Dieses war bis 1130 der Herrenhof des Grafen Hermann zu Winzenburg. Er wurde für den Mord an seinem Vasallen Burchard I. verantwortlich gemacht. Als Sühne für diese Tat wurden ihm alle Würden und Lehen entzogen und der Hof in Derneburg an Bischof Bernhard von Hildesheim übertragen. Der gesamte Besitz wurde 1213 in ein Kloster umgewandelt und blieb über Jahrhunderte in der Hand der katholischen Kirche, zunächst unter der Leitung von Nonnen des Augustiner-Ordens, deren Konvent in diesem Zuge von Holle nach Derneburg übertragen wurde. In den darauffolgenden 100 Jahren vollzog sich eine enorme Besitzerweiterung des Klosters, das sich Grundbesitz und Zehntabgaben in den umliegenden Dörfern und schließlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ganz Astenbeck einverleibte. Hierfür wurden die ansässigen Bauern nach Grasdorf und Heersum umgesiedelt beziehungsweise vertrieben und das verlassene Dorf in ein klösterliches Gut umgewandelt. Verschwenderisches Leben und schlechte wirtschaftliche Führung führten jedoch Anfang des 14. Jahrhunderts zur Verarmung des Klosters. Im Jahre 1443 lies der Abt von Marienrode das Kloster räumen und übertrug es dem Reform-Orden der Zisterzienserinnen.

Mit der Reformation wurde es in ein lutherisches Kloster umgewandelt und war bis ins 17. Jahrhundert im Besitz der Herzöge von Braunschweig. Als es wieder in die Hände des Bischofs von Hildesheim zurückkehrte, war Kloster Derneburg hoch verschuldet und seine Gebäude dem Einsturz nahe. In der Folgezeit sorgten Abt Arnu und seine Nachfolger für den Neubau einer barocken Klosterkirche und die Anlage der landwirtschaftlichen Domäne. Noch heute erinnert das Wappen der Derneburger an den Leiter des Zisterzienderordens. Das goldene gekrönte D auf rotem Grund ist dem Wappen Abt Arnus entnommen.

1803 löste die preußische Regierung das Kloster auf und machte es zu einer preußischen Staatsdomäne. Nach der Säkularisierung fiel es 1815 an das welfische Königshaus. König Georg III. schenkte es dem Grafen Ernst Friedrich Herbert zu Münster für seine Verdienste als Verhandlungsbeauftragter während des Wiener Kongresses. Fortan blieben Schloss und Domäne über fünf Generationen in den Händen seiner Nachkommen.

Graf Ernst wandelte das Kloster in einen Adelssitz um, behielt aber den klösterlichen Charakter der Gesamtanlage bei. Erst sein Sohn Herbert beauftragte den Architekten G.L.F. Laves mit der Umgestaltung zu einem romantischen Schloss. Im Zuge dessen ließ Laves zwei Drittel der Klosterkirche abreißen und öffnete das geschlossene Viereck der Klosteranlage mit dem Kreuzgang zu einem u-förmigen Bau. Es verblieb ein großer quadratischer Turm, der ein pagodenförmiges Dach mit einem Zinnenumlauf erhielt. Zusammen mit zusätzlich in die Fassade eingelassenen Türmen erhielt die Anlage einen romantischen Schlosscharakter, der bis heute erhalten geblieben ist.

Ab 1974 war das Schloss im Besitz des bekannten deutschen Künstlers Georg Baselitz, der hier seinen Wohnsitz hatte und im Schlosspark außerdem ein großes Atelier errichten ließ.

Im Jahr 2006 wurde der amerikanisc

Ab 1974 war das Schloss im Besitz des bekannten deutschen Künstlers Georg Baselitz, der hier seinen Wohnsitz hatte und im Schlosspark außerdem ein großes Atelier errichten ließ.

Im Jahr 2006 wurde der amerikanische Kunstsammler Andrew Hall neuer Besitzer, der auch Gutsschänke, Fischerhäuser und Domäne erwarb. In seinem Auftrag wurden Schloss und Domäne grundlegend saniert und restauriert.

Seit 2017 ist das Schloss als Kunsthalle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Exponate und Kunstwerke aus der Sammlung von Christine und Andrew Hall, aus der Hall Foundation und aus den Galerien im Schloss und weiteren Gebäuden wurden zu einem Ausstellungsprogramm zusammengefügt. Zu diesem gehört die umfangreiche Kunstsammlung von Georg Baselitz sowie zahlreiche Werke der Nachkriegszeit und zeitgenössischer Kunst.

Für den Besuch der Ausstellung ist eine rechtzeitige Ticketreservierung notwendig. Nähere Informationen zur Hall Art Foundation bzw. zur  Sammlung, zur aktuellen Ausstellung und zur Reservierung von Tickets sind hier zu finden.

Weitere Informationen zum Schloss Derneburg, zum Glashaus Derneburg und dem Kulturprogramm, dem Laves-Kulturpfad und den Fischteichen erhält man hier.

Lavespfad

Nachdem Graf Ernst zu Münster die Instandsetzung und Renovierung des Schlosses in die Hände des Baumeisters und Architekten G.L.F. Laves gelegt hatte, ließ er anschließend auch die unmittelbare Umgebung des Schlosses in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umgestalten, durch den heute der Laves-Kulturpfad, ein idyllischer Rundwanderweg verläuft. In seinem Verlauf liegen neben dem Schloss auch eine Wassermühle, ein Waschhaus, ein griechischer Tempel und ein Pyramidenmausoleum.

Eindrücke vom Lavespfad finden Sie bei den Gärten und Parkanlagen.

Tempel (auch Teetempel) am Lavespfad

Als erstes Projekt und im Zeichen der klassizistischen Griechenverehrung errichtete Laves auf dem Donnerberg im Derneburger Wald 1827 einen dorischen Tempel. Dieser lag ursprünglich am Ende einer langen Eichenallee mit einem Zugang von der Rückseite und bildete, von weitem sichtbar, eine Blickachse mit dem Schloss. Er diente dem Grafen zu Münster als Aussichtspunkt über seine Besitztümer. Da sich im Inneren des Gebäudes ein Kaminzimmer befand, in welchem der Graf nach englischer Sitte Tee zu sich nahm, wird dieser Tempel im Volksmund heute auch Teetempel genannt.

Mausoleum (auch Pyramide) am Lavespfad

1839, im Todesjahr des Grafen Ernst zu Münster, erhielt Laves den Auftrag, ein würdiges Grabmal für den Herren von Derneburg zu entwerfen. Es entstand daraufhin eine geometrisch-symmetrische Pyramide nach ägyptischem Vorbild von etwas mehr als 11 Metern Höhe und Böschungswinkeln von 61 Grad. Die mit dem Wappen der Grafen zu Münster versehene Tür umläuft ein doppelt umwundener ägyptischer Rundstab, eine ägyptische Hohlkehle mit doppelreihigen Blattspitzen verziert den Eingang. Ein Kreuz über dem Eingang kennzeichnet das Mausoleum als christliche Begräbnisstätte.

Tatsächlich sind in der Pyramide Graf Ernst, seine Frau und ihre Töchter in Sarkophargen aufgebahrt. Seitlich und vor der Pyramide sind weitere Familienmitglieder und Nachkommen des Grafen zu Münster beerdigt. (Nähere Informationen gibt es auch unter www.derneburg.de)

In näherer Zukunft wird der Waldbesitzer auf Wunsch der Gemeinde Holle einige hohe Bäume in unmittelbarer Nähe des Mausoleums fällen lassen, um die Lichtung im Wald zu vergrößern. Die Nähe der Bäume und der damit verbundene Schatten haben dem Gebäude seit seiner letzten Renovierung im Laves-Jahr 1988 in Form von Schimmel Schaden zugefügt. Gräser und Pflanzen haben sich zudem in den Steinen und Fugen der Mauersteine festgesetzt. Arbeiten zur Instandhaltung des Mausoleums sind notwendig geworden und werden derzeit von der Gemeinde und der Denkmalpflege geprüft.

Orangerie (auch Glashaus) am Lavespfad

Für die Schlossgärtnerei entwarf Laves ein klassizistisch flächig gestaltetes Gewächshaus, dessen einziger Schmuck die gusseiserne Ornamentik der Stützsäulen ist. Im westlichen Teil des Gewächshauses befand sich die Feigen-, im östlichen die Weinzucht. Im hinteren Mittelteil war die Heizungsanlage untergebracht.

Heute befindet sich das als Glashaus bekannte Gebäude im Besitz der Gemeinde Holle und ist zu einem über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannten Kultur- und Veranstaltungszentrum mit einem abwechslungsreichen Programm geworden. In der Mitte bietet das Café im Glashaus mit einer wunderschönen Sonnenterrasse Speisen und Getränke. Das ehemalige Feigenhaus ist zum Veranstaltungs- und das Weinhaus zum Austellungsraum geworden. Hier befindet sich die Dauerausstellung G.L.F Laves und Ernst zu Münster. Das Feigenhaus steht auch für private Feiern zur Verfügung.

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten ist das Glashaus in Derneburg seit April 2022 wieder geöffnet. Damit können sich alle Glashaus-Freunde nicht nur wieder auf Kaffee, Tee und Kuchen in schönem Ambiente und an einem wunderschönen Standort freuen. Auch das Kulturprogramm im Glashaus startet wieder.

Lavesbrücke

Für die ursprünglich drei in den Derneburger Landschaftspark integrierten Brücken entwickelte Laves ein neues Konstruktionsprinzip. Dafür wurde der Tragebalken der Länge nach aufgeschlitzt und auseinander gespreizt (Lavesbalken/Linsenträger), was den Brücken ein leichtes und zierliches Aussehen gab. Zwei dieser Brücke bestanden aus Holz, eine dritte aus Schmiedeeisen. Diese Brücken sind nicht erhalten geblieben, eine jedoch wurde, etwas verändert, aber nach altem Vorbild und an anderer Stelle am Spazierweg unterhalb des Schlosses wieder aufgebaut. An dieser Brücke ist das Konstruktionsprinzip Laves noch heute zu erkennen.

Gärtnerhaus und Kutscherhaus

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Glashaus liegt das alte Gärtnerhaus. Von der Terrasse des Glashauses schaut man auf das etwas entfernt gelegene, in eine alte Mauer integrierte Kutscherhaus. Beide Häuser dienten als Wohnhäuser für die entsprechenden Bediensteten der Grafenfamilie. Sie werden heute privat genutzt und sind nicht zu besichtigen.

Fischerhäuser (auch englische Häuser)

Erreicht man Derneburg von Astenbeck aus, so fallen an der Straße bald nach dem Ortseingang eine Reihe von kleinen Häuser ins Auge. Es handelt sich bei diesen ebenfalls um ehemalige Wohnhäuser für Bedienstete der Grafenfamilie, die sogenannten Fischerhäuser. Hier lebten die vom Grafen angestellten Fischer, die für Pflege und Unterhalt der Fischteiche Derneburgs und der dortigen Karpfenzucht zuständig waren, mit ihren Familien. Wegen ihrer Bauweise werden diese Häuser von den Menschen der Umgebung auch als englische Häuser bezeichnet. Sie sind heute unbewohnt und ungenutzt und waren noch lange im Besitz der Erbengemeinschaft des 2011 verstorbenen Peter Graf zu Münster.

Die Erbengemeinschaft verkaufte die Häuserreihe 2015 an den Schlossbesitzer Andrew Hall, der schon die Schlossschänke erworben und renoviert hat. Nun hoffen die Derneburger, denen die Fischerhäuser am Herzen liegen, dass auch diese bald denkmalschutzgerecht restauriert, bewohn- und nutzbar gemacht und somit vor dem Verfall bewahrt werden.

Eine weitere ältere Wohnsiedlung befindet sich auf der anderen Seite des Schlosses am Ortsausgang an der Straße Am Hagen nach Sottrum.

Astenbecker Schlossschänke

In Astenbeck direkt an der Straße (B6) liegt die Gutsschänke des Fürsten zu Münster, die, wie ihr Name schon sagt, lange im Besitz der Familie zu Münster war. Ihre Geschichte reicht aber viel weiter bis in das Jahr 1213 zurück, als die Mönche des Derneburger Klosters dort eine Ausspannstation einrichteten. Diese wurde im Jahre 1580 zur Klostergutsschenke umgebaut und hatte später illustre Persönlichkeiten wie König Ernst August und die Kaiser Wilhelm I. und II. zu Gast. Die Gutsschänke in dem historisch gut instand gehaltene Fachwerkgebäude blieb über lange Zeit ein Gasthof mit besonderem Ambiente und gehobener Küche, ist jedoch seit einigen Jahren geschlossen und gehört heute zum Besitz des derzeitigen Schlossinhabers A. Hall.

Dieser ließ das Gebäude renovieren und zu einem Besucherzentrum für Kunsttouristen umbauen. Seit Juli 2017 starten von hier aus die Führungen durch seine exklusive Kunstsammlung im Schloss Derneburg. Informationen dazu gibt es hier und unter der Nummer 0 50 62 / 9 64 02 94.

Damit ist die Schlossschänke des Grafen zu Münster als öffentlicher Gastronomiebetrieb endgültig Geschichte.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Brennerei Astenbeck

Zu finden: In Astenbeck, an der B6

Das steinerne Giebelkreuz über dem Tor zum Brennereigut in Astenbeck erinnert daran, dass dieser historische Gebäudekomplex aus Kalksandstein, ebenso wie die ihr gegenüberliegenden Gutsschänke, zum Vorwerk des Klosters Derneburg gehörten. 1818 ging dieser in die Hände des Grafen zu Münster über. Im Jahre 1971 wurde die Anlage mit 140 Hektar Ackerfläche verkauft und der Betrieb über drei Generationen bis Ende 2011 von der Pächterfamilie Liebe unter dem Namen Fürstlich Münster von Derneburg´sche Brennerei Astenbeck betrieben. Sie produzierte hier über 193 Jahre den Weizenkorn Astenbecker, der im Volksmund aber auch gern B6er genannt wurde, denn die ehemaligen Produktiongebäude der Brennerei liegen parallel zur Bundesstraße 6.

Im Innenhof der Anlage fällt besonders der massive Turm auf, dessen ursprünglicher Zweck nicht genau bekannt ist. Man geht jedoch davon aus, dass die Mönche des Klosters Derneburg ihn als Vorratsspeicher genutzt haben. Scheunen und Lager mit bis zu 1,80 Metern dicken Wänden boten Platz für mehr als 1000 Tonnen Getreide.

Ein kleines Blechschild rechts neben der Toreinfahrt erinnert heute noch an den Schnaps, der hierzulande gern nach einem deftigen Essen gereicht wurde.

E-Werk

Zu finden: Am Lavespfad im Norden des Schlosses

Zwischen Innerste und dem Flüsschen Nette, in unmittelbarer Nähe der Derneburger Fischteiche und dem Laves-Kulturpfad liegt das alte E-Werk.

Graf Georg Herbert zu Münster, ein begeisterter Freund moderner Technik ließ das E-Werk, ebenso wie die Eisenbahnstrecke und den Bahnhof bei Derneburg, Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts bauen und versorgte damit das gesamte Schloss und später auch Astenbeck und Teile der näheren Umgebung mit elektrischem Strom. Die Maschinen und Turbinen des E-Werks sind bis heute erhalten geblieben, aber nicht mehr in Betrieb.

Dass die Maschinen des E-Werks zu seinen Hochzeiten aus Lärmgründen um 22 Uhr abgeschaltet wurden, ist allerdings eine Mär. Jeweils zwei Turbinen und Generatoren blieben Tag und Nacht in Betrieb und die Familie des Elektromeisters musste mit dieser Geräuschkulisse leben. Lediglich im Winter, wenn das Wasser der Derneburger Fischteiche zum Karpfenfang abgelassen wurde, standen sie still und mussten dann innerhalb weniger Tage gereinigt und gewartet werden. Der Strom wurde über Freileitungen und zahlreiche Holzmasten in die Häuser Derneburgs und Astenbecks geleitet.

Karl Brügmann, der Sohn des letzten Elektromeisters und geboren im Jahre 1934, erinnert sich:

Zu meiner Zeit wurde in dem E-Werk eine Gleichspannung von 220 Volt erzeugt, mit der man aber moderne Geräte nicht betreiben kann, weil sie eine Wechselspannung benötigen … Es ist schon eine Besonderheit, dass die beiden Orte Derneburg und Astenbeck nahezu 100 Jahre eine eigene Stromversorgung hatten und somit unabhängig vom öffentlichen Netz waren. Als nach dem Krieg und dann später die Ansprüche stiegen (Radio, Fernsehen, Kühlschränke, elektrische Hausgeräte), brachte die Gleichspannung viele Einschränkungen mit sich, die auf Dauer dann auch nicht mehr tragbar waren, darum dann auch die Umstellung auf Wechselspannung und später die Anbindung an das öffentliche Netz.

Karl Brügmann kann sich auch lebhaft an einen hölzernen Telefonapparat in den Wohnräumen seiner Familie im E-Werk erinnern, über das sein Vater jederzeit vom Grafen zu erreichen war und auch regelmäßig gerufen wurde.

Das Gebäude wird heute privat bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Die Bewohner öffnen ihre Türen jedoch am Tag des offenen Denkmals am 2. Sonntag im September und hin und wieder ihren Garten für Veranstaltungen des Netzwerks für Kultur und Heimat Hildesheimer Land.

Wassermühle

Die Wassermühle liegt an einem Mühlengraben, der durch den kleinen Fluss Nette gespeist wird und nördlich und direkt unterhalb des Derneburger Schlosses läuft. Sie geht auf das Jahr 1598 und die Zeit des evangelischen Frauenklosters zurück, zu dem es damals gehörte. In unmittelbarer Nähe legten Anfang des 18. Jahrhunderts die Mönche des Zisterzienserordens Fischteiche an, die bis heute für die Fischzucht genutzt werden. Bis 2007 gehörten Wassermühle und Teiche zur Domäne Derneburg und sind seitdem im Besitz der Paul-Feindt-Stiftung.

Die Wassermühle steht unter Denkmalschutz und liegt direkt am Laves-Kulturpfad.