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Sagen und Geschichten
Bericht vom Tode und der Grabniederlegung des Grafen zu Münster
Text aus der Dorfchronik Hackenstedt, Bürgermeister Werner Bischoff, S.452/53
Der Staats- und Kabinetts-Minister Graf Ernst Friedrich von Münster ist am 1. März 1766 zu Ledenburg im Osnabrückschen geboren. Er starb am 20. Mai 1839 in Hannover. Er wurde mit dem Totenwagen am 24ten abends 10 Uhr dort abgeholt, und am 25ten morgens 9 Uhr kam die Leiche in Derneburg an. In dem großen Gefolge waren sein Sohn Graf Georg, sein Schwiegersohn Graf Mengersen und auch der erste Minister Graf von Schelle und mehrere junge Grafen. Auch sein Bedienter Wilhelm Fratz und ein Neger [sic!].
Kutscher Lindemann fuhr ihn mit seinen eigenen vier Pferden, der Reitknecht Möller ritt vor dem Wagen. Hier von Derneburg ritten ihm entgegen:
1. Der Oberverwalter Wolters
2. Der Verwalter Meier aus Astenbeck
3. Der Verwalter Abbrecht zu Binder
4. Der Schreiber Rausch
5. Der Doktor Windel
6. Der Schreiber Ebelink
Der Amtsassessor Frank vom Amt Liebenburg und der Pastor Wiesenhaven aus Döhren fuhren ihm im Wagen entgegen. Es folgten ihm auch Graf Stollberg und alle Beamten des Amtes Wohldenberg. Der Oberamtmann Behrens, der Amtmann Böttcher, der Amtsassessor Kuckuck, die ihn in Astenbeck erwartet hatten. Von den nächsten Dörfern folgte auch eine ungeheure Zuschauermenge bis Derneburg.
Der Wagen fuhr bis vor das Schloß, und der Sarg wurde in die Halle gesetzt; an jeder Seite standen vier hohe schwarzverkleidete Leuchter.
Pastor Wiesenhaven hielt an der Leiche eine Rede, die jedem an das Herz drückte. Er selber konnte kaum das Weinen verhalten. Darauf trugen ihn 12 Träger in den Keller. Die Namen der Träger sind:
- der Schafmeister Windel
- ich als Rademacher Breimeyer
- der Schmiedemeister Kollmann
- Braumeister Brüggemann
- Brennmeister Binder
- Ackerhofmeister Salland zu Astenbeck
- Scheunenhofmeister Seier zu Astenbeck
- Schweinemeister Möller
- Mühlenmeister Schmidt
- Fischmeister Meier
- Hofmeister Siebke
- Scheunenhofmeister Siebke
Die Leiche blieb im Keller bis zum 19. Mai 1840 (1 Jahr). Da wurden sie morgens um 5 Uhr herausgeholt und mit dem Totenwagen vor die Halle gefahren, wohinein wir Träger sie setzten. Mittags 11 Uhr kamen alle die Herren wieder; der Minister Schele aus Hannover, Herr von Melorde (?) und mehrere Grafen, der Landdrost Landsberg aus Hildesheim, Graf Stollberg zu Söder, der erste Beamte Behrens, der Amtmann Böttcher, der Assessor Kuckuck, Assessor Gleim und Frank, letzterer unser Gerichtsherr aus Liebenburg und mehrere Honorationen. All begleiteten ihn nach der Kapelle (Bemerkung: vermutlich wurde inzwischen das Mausoleum erst erbaut). Wieder standen an jeder Seite 4 schwarze Leuchter. Pastor Wilhelm Krüger aus Holle hielt eine kurze Rede. Dann setzten wir Träger die Leiche wieder auf den Wagen, vor dem der Pastor schritt.
Es folgten alle die Herren, wir Träger und schätzungsweise 1500 Menschen als Zuschauer, so daß der Wegen fast nicht durchkommen konnte, und daß vor der Halle und der Grabstelle je ein Landdragoner standen. Dann wurde der Sarg vor der Tür der Kapelle abgesetzt, worauf der Pastor eine lange Rede hielt über des Grafen Wirksamkeit. Er sprach davon, daß er wie ein Ritter gewirkt hätte; daß er als hannoverscher Gesandter nach Rußland war, daß der König von England ihn gerade in so schlechten Zeiten zum Minister ernannt hatte, daß er als Verweser über ganz Braunschweig gestande habe, nachdem der Herzog in der Schlacht bei Waterloo gefallen war, auch daß er in des Königs Namen in Wien auf dem Kongreß war, wo er vom Kaiser im Audienzsaal empfangen wäre.
Auch von seiner 1814 erfolgten Vermählung sprach er. Das war eine kraftvolle Rede, so daß alle Zuhörer kaum das Weinen lassen konnten. Alsdann wurde der Sarg auf kleinen Walzen in die Kapelle gerollt. Über dem Kopf des Sarges hing ein großes Schild, das zwei geharnischte Ritter mit Fahnen in der Hand darstellte. Der Sarg war zinnern, an jeder Seite sitzen sechs Löwenköpfe. Vor der Steinernen Tür ist folgende Inschrift eingehauen:
Ewig ist die Fortschreitung zur Vollkommenheit, wenngleich am Grabe
die Spur vor dem Auge verschwindet.
Der Baukollektör Lange aus Brüggen hat diese steinerne Tür gemacht; der leitende Maurermeister hieß Albrecht, wohnhaft vorm Ostertor in Hildesheim.
Spuren von historischen Produktionsstätten
Brennerei Astenbeck
Zu finden: In Astenbeck, an der B6
Das steinerne Giebelkreuz über dem Tor zum Brennereigut in Astenbeck erinnert daran, dass dieser historische Gebäudekomplex aus Kalksandstein, ebenso wie die ihr gegenüberliegenden Gutsschänke, zum Vorwerk des Klosters Derneburg gehörten. 1818 ging dieser in die Hände des Grafen zu Münster über. Im Jahre 1971 wurde die Anlage mit 140 Hektar Ackerfläche verkauft und der Betrieb über drei Generationen bis Ende 2011 von der Pächterfamilie Liebe unter dem Namen Fürstlich Münster von Derneburg´sche Brennerei Astenbeck betrieben. Sie produzierte hier über 193 Jahre den Weizenkorn Astenbecker, der im Volksmund aber auch gern B6er genannt wurde, denn die ehemaligen Produktiongebäude der Brennerei liegen parallel zur Bundesstraße 6.
Im Innenhof der Anlage fällt besonders der massive Turm auf, dessen ursprünglicher Zweck nicht genau bekannt ist. Man geht jedoch davon aus, dass die Mönche des Klosters Derneburg ihn als Vorratsspeicher genutzt haben. Scheunen und Lager mit bis zu 1,80 Metern dicken Wänden boten Platz für mehr als 1000 Tonnen Getreide.
Ein kleines Blechschild rechts neben der Toreinfahrt erinnert heute noch an den Schnaps, der hierzulande gern nach einem deftigen Essen gereicht wurde.
E-Werk
Zu finden: Am Lavespfad im Norden des Schlosses
Zwischen Innerste und dem Flüsschen Nette, in unmittelbarer Nähe der Derneburger Fischteiche und dem Laves-Kulturpfad liegt das alte E-Werk.
Graf Georg Herbert zu Münster, ein begeisterter Freund moderner Technik ließ das E-Werk, ebenso wie die Eisenbahnstrecke und den Bahnhof bei Derneburg, Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts bauen und versorgte damit das gesamte Schloss und später auch Astenbeck und Teile der näheren Umgebung mit elektrischem Strom. Die Maschinen und Turbinen des E-Werks sind bis heute erhalten geblieben, aber nicht mehr in Betrieb.
Dass die Maschinen des E-Werks zu seinen Hochzeiten aus Lärmgründen um 22 Uhr abgeschaltet wurden, ist allerdings eine Mär. Jeweils zwei Turbinen und Generatoren blieben Tag und Nacht in Betrieb und die Familie des Elektromeisters musste mit dieser Geräuschkulisse leben. Lediglich im Winter, wenn das Wasser der Derneburger Fischteiche zum Karpfenfang abgelassen wurde, standen sie still und mussten dann innerhalb weniger Tage gereinigt und gewartet werden. Der Strom wurde über Freileitungen und zahlreiche Holzmasten in die Häuser Derneburgs und Astenbecks geleitet.
Karl Brügmann, der Sohn des letzten Elektromeisters und geboren im Jahre 1934, erinnert sich:
Zu meiner Zeit wurde in dem E-Werk eine Gleichspannung von 220 Volt erzeugt, mit der man aber moderne Geräte nicht betreiben kann, weil sie eine Wechselspannung benötigen … Es ist schon eine Besonderheit, dass die beiden Orte Derneburg und Astenbeck nahezu 100 Jahre eine eigene Stromversorgung hatten und somit unabhängig vom öffentlichen Netz waren. Als nach dem Krieg und dann später die Ansprüche stiegen (Radio, Fernsehen, Kühlschränke, elektrische Hausgeräte), brachte die Gleichspannung viele Einschränkungen mit sich, die auf Dauer dann auch nicht mehr tragbar waren, darum dann auch die Umstellung auf Wechselspannung und später die Anbindung an das öffentliche Netz.
Karl Brügmann kann sich auch lebhaft an einen hölzernen Telefonapparat in den Wohnräumen seiner Familie im E-Werk erinnern, über das sein Vater jederzeit vom Grafen zu erreichen war und auch regelmäßig gerufen wurde.
Das Gebäude wird heute privat bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Die Bewohner öffnen ihre Türen jedoch am Tag des offenen Denkmals am 2. Sonntag im September und hin und wieder ihren Garten für Veranstaltungen des Netzwerks für Kultur und Heimat Hildesheimer Land.
Wassermühle
Die Wassermühle liegt an einem Mühlengraben, der durch den kleinen Fluss Nette gespeist wird und nördlich und direkt unterhalb des Derneburger Schlosses läuft. Sie geht auf das Jahr 1598 und die Zeit des evangelischen Frauenklosters zurück, zu dem es damals gehörte. In unmittelbarer Nähe legten Anfang des 18. Jahrhunderts die Mönche des Zisterzienserordens Fischteiche an, die bis heute für die Fischzucht genutzt werden. Bis 2007 gehörten Wassermühle und Teiche zur Domäne Derneburg und sind seitdem im Besitz der Paul-Feindt-Stiftung.
Die Wassermühle steht unter Denkmalschutz und liegt direkt am Laves-Kulturpfad.
Historische Reichsbahn
Nur wenige Male im Jahr, so an einem Sonntag in den Sommerferien im Rahmen des Ferienpasses oder im Januar als „Glühweinexpress“ mit Bewirtung fährt eine alte Reichsbahn von 1928 wie in alten Zeiten und mit viel Dampf durch das Nettetal von Derneburg nach Bornum und hält auch in Königsdahlum, Schlewecke, Nienhagen und am Wohldenberg. Die alten Reichsbahnwaggons werden von der über 100 Jahre alten Dampflok 897513 gezogen, der Zug braucht für die Strecke vom Startbahnhof Derneburg etwa zwei Stunden bis zum Ziel und startet an diesem Tag zweimal.
Fahrkarten für Hin- und Rückreise können nur direkt am Zug erworben werden und kosten pro Erw. 9 €, für Kinder mit oder ohne Ferienpass und Familien gelten ermäßigte Preise. Fahrräder werden kostenlos transportiert. Reisegruppen bitte vorher anmelden (s.u.)
Die genauen Abfahrtszeiten können sich jährlich ändern, der Reisetag im Sommer ist von den Sommerferienterminen abhängig. Daher bitte auf Ankündigungen in der Tagespresse achten. Nähere Informationen gibt es unter www.dbg-hildesheim.de, über die E-Mail Adresse info@dampfzug-betriebsgemeinschaft.de und wochentags auch von 10-12h unter der Tel.Nr. 03 92 45 / 20 42.