Draussen in der Natur
Biotope
Projekt Netteaue der Paul-Feindt-Stiftung
In einem Artikelder Hildesheimer Allgemeinen Zeitung wurde der Schutz der Natur im Ambergau in den 70er Jahren wenig positiv bewertet. Am 15.8.2008 hieß es hier: Streuobstwiesen verschwanden, um dem Massenanbau von Plantagenobst Platz zu machen, sogar mit staatlicher Förderung. Landwirte legten feuchte Wiesen trocken, damit dort Getreide oder Rüben wuchsen. Und beim Bau von Straßen galt: je breiter, desto besser. Am übelsten erwischte es Flüsse und Bäche.
Weil deren ursprüngliche Überschwemmungsgebiete zunehmend zu Äckern oder Bauland wurden, nahmen auch die Schäden durch Hochwasser rasant zu. Die Folge: Flüsse wurden begradigt, eingedeicht, zu Kanälen degradiert - natürlich auch mit Steuermitteln. Die Auswirkungen auf die Natur waren fatal. Der aus damaliger Sicht vielleicht gut gemeinte, aber nach heutigem Wissen höchst zweifelhafte Hochwasserschutz verstärkte die Flutgefahr sogar noch und entzog vielen Tier- und Pflanzenarten die Lebensgrundlage.“
Dank des Einsatzes der Paul-Feindt-Stiftung des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim (OVH) mit ihrem „Projekt Netteaue“ ist dem Flüsschen Nette dieses Schicksal erspart geblieben. Über 43 km schlängelt sie sich von ihrer Quelle in Herrhausen bis zur Mündung in die Innerste bei Derneburg durch eine Landschaft fast wie aus dem Bilderbuch. Bereits 1975 bemühten sich die Naturschützer um den Erhalt der stillgelegten Klärteiche in der Saumasch bei Bockenem, kauften neun Jahre später einen Teil des Geländes und gestalteten mit tatkräftiger Hilfe britischer Soldaten und mit finanzieller Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, Kreissparkasse und Volksbank, privaten Spendern sowie Landkreis, Land und EU ein Biotop nach ihren Vorstellungen und den Bedürfnissen der Natur. Nur so war es möglich, dass in der Flussaue bei Sottrum, Henneckenrode, Schlewecke, Bockenem und Königsdahlum unzählige Grundstücke in den Besitz der Naturschützer übergingen. Außerdem kauften die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Ambergau und der Landkreis Hildesheim weitere Flächen für den Naturschutz auf.
Im Zuge der Flurbereinigung in Werder erhielt das Projekt einen besonderen Schub. Zum Ausgleich für den rund um den Ort gebauten Deich wurden gut 70 ha im Nettetal unter Naturschutz gestellt. Seit 1993 hat das komplette Nettetal den Status eines Landschaftsschutzgebietes, im Jahr 2004 ist der Flusslauf bei der EU als Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebiet gemeldet worden.
Die von ihr gekauften Ackerflächen wandelte die Paul-Feindt-Stiftung in Grünland um und verpachtet es an örtliche Landwirte, die dieses zum Weiden ihres Viehs nutzen. So trägt der Naturschutz auch zur Sicherung der viehhaltenden Betriebe im Nettetal bei.
Seitdem haben sich im idyllische Nettetal wieder eine Fülle an Lebensräumen für Flora und Fauna entwickelt: dichte Teppiche von Wasserpflanzen, Steilufer, Auwälder, Eichen- und Hainbuchenwälder, Gebüsche aus Erlen und Weiden, Überschwemmungsflächen, feuchte Hochstaudenfluren und Wiesen. Nun sind im Nettetal zahlreiche Vögel wie Reiherente, Kiebitz, Bekassine, Flussuferläufer, Rohrweihe, Rotmilan, Eisvogel, Neuntöter, Wasseramsel und Uferschwalbe zu Hause. Und das Vorkommen der Groppe, eines rar gewordenen Grundfischs in der Nette zeugt von deren hoher Wasserqualität und einem intakten Ökosystem.
Weitere Informationen unter http://www.agnatur.de/images/Infomaterial/netteaue.pdf
Radwege
Strecke: Bockenem – Nette – Holle – Bockenem
Länge: 38 km
Start ist am Hotel Kniep in Bockenem in der Altstadt. Das Stadtrecht existiert seit 1300. Hier gibt es einen großen und schöngestalteten Marktplatz und die gotische Hallenkirche St. Pankratius, eine historische Superintendentur aus dem Jahre 1584. In Bockenem befindet sich auch das bekannte Turmuhren- und Heimatmuseum, das sogenannte Alte Dorf im malerischen Straßenzug Winkel mit Beginenhaus und Heiliggeist-Kapelle. Die prägende Fachwerksubstanz der Altstadt stammt mit wenigen Ausnahmen aus der Zeit nach 1847, als Bockenem zu 90 Prozent eingeäschert wurde.
Weiter geht es nach Königsdahlum. An der Ostseite in exponierter Lage, auf einem Terrassensporn über der Nette, liegt die Stelle der mittelalterlichen Kaiserpfalz Dahlum. Am Fluss steht die historische Mühle, im Dorf am Westrand der Spenglersche Hof, eines der ältesten Bauernhäuser des Landkreises. Die größte Doline Niedersachsens liegt 400 m oberhalb des Verbindungsweges von Königsdahlum nach Hary. Anbei die sogenannte Dillsburg, ehemaliger Alterssitz des Bockenemer Turmuhrenfabrikanten Johann-Friedrich Weule.
In Hary finden Sie ein sehr gepflegtes Ortsbild und einige sogenannte Rübenburgen.
Die Fahrt führt in den Ort Störy mit einem schönen Thieplatz und alter Bauernkirche.
Weiter geht es nach Upstedt, wo auf dem Thieplatz die berühmte 1000-jährige Linde steht. Sehenswert ist auch das hübsche Häuser-Ensemble im Bereich der Dorfkirche.
Nette: Hier gibt es ein Pfarrhaus mit schönem Fachwerk zu bestaunen, ebenso die Dreifaltigkeitskirche mit von Wrisbergschem Wappen über dem Portal und mit sehenswertem Inneren.
Nach circa 5 km erreichen Radfahrer das Wasserschloss Söder, eines der schönsten Barockschlösser Niedersachsens, umgeben von einer großen Parkanlage. Es wurde im Jahr 1742 erbaut und im Jahre 1796 unter Moritz von Brabeck umgestaltet. Um 1800 war es kultureller Mittelpunkt des Hildesheimer Landes.
Der Weg führt weiter zum Schloss (Kloster) Derneburg (km 8,8), das im Jahre 1213 ein Kloster der Augustinerinnen war. Von 1443 bis zur Säkularisation 1803 - mit Unterbrechungen - diente es den Zisterziensern. Es ist eine beschauliche Anlage mit Wirtschaftshof und Fischteichen. Seit 1814 war es im Besitz der Grafen von Münster, die das Kloster zum Schloss umbauten und einen großen Landschaftspark romantisch-klassizistischer Prägung anlegten. Seit 1974 war beides im Besitz des bekannten deutschen Künstlers Georg Baselitz, der hier seinen Wohnsitz hatte und im Schlosspark außerdem ein großes Atelier errichten ließ. Im Jahre 2006 wurde der amerikanischen Kunstsammler Andrew Hall neuer Besitzer.
Ein Hinweis zum Lavespfad und dem Glashaus: Die unter dem Grafen von Münster in Derneburg vorgenommenen Umbauten wurden von dem damals vor allem in Hannover tätigen Baumeister Georg Friedrich Laves geleitet. Er schuf in Derneburg Bauten wie das Schloss, das Glashaus, das Kutscherhaus, die Mühle, die Fischerhäuser, das Mausoleum, den Tempel, schließlich die gesamte Parkanlage. Ein Rundweg erschließt alle diese Objekte. In dem mit einer Restauration verbundenen Glashaus erfährt der Besucher weiteres über die historischen Zusammenhänge.
Die weitere Fahrt führt an Holle vorbei, dem ehemaligen Zentrum des unteren Ambergaus. Hier gibt es ein sehenswertes Heimatmuseum.
Danach geht es weiter nach Sottrum. Am Anfangs des Dorfes liegt am Radweg die Zehntscheune. In der Ortsmitte steht die interessante Barockkirche und zur Nette hin eine ehemalige Mühle.
Der Ambergau-Radweg führt unterhalb der mächtigen mittelalterlichen Burg Wohldenberg vorbei. Sie war im Hochmittelalter Sitz der Ambergau-Grafen. Ihre Zerstörung erfolgte im Dreißigjährigen Krieg, vor allem durch das Heer Piccolominis. Erhalten sind die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wiedererrichtete Vorburg, der 26 m hohe Bergfried und die barocke und weithin bekannte Hubertuskapelle, die aus dem Jahr 1731 stammt.
Sie erreichen das Gut Nienhagen, ein ehemaliges Herrenhaus derer von Bortfeld, die das Gut im 15. und 16. Jahrhundert besaßen (siehe auch den hier vorhandenen Schnitzbalken).
Das Schloss Henneckenrode wurde 1579/80 unter Heinrich v. Salder erbaut. Die sehenswerte Burgkapelle mit Flügelaltar wurde 1597 unter Burchard von Salder erschaffen. Seit 1831/38 dient das Schloß als Waisenhaus, das in der heutigen Zeit von den Franziskanerinnen geführt wird. Sie sehen hier eine sehr markante Schloßanlage mit einem großen Wirtschaftshof und historischer Wassermühle. Das schönes Ortsbild des Dorfes Henneckenrode lädt für einen Augenblick zum Verweilen ein.
In Werder liegt an der Ostseite eine ehemalige Mühle, hier stand einst auch die nicht mehr vorhandene mittelalterliche Wasserburg, von der die Grafschaftsrechte über den Ambergau ausgeübt wurden. Werder wird alljährlich von Hochwassern heimgesucht und leidet dann unter Überschwemmungen. Unterhalb der Nettebrücke und des Reiterhofes liegt weites Wiesenland.
Gegebenenfalls bietet sich ein Abstecher zum ehemaligen Schloss derer von Cramm in Volkersheim an, heute ein DRK-Alten- und Pflegeheim. Die Ortsmitte mit St.-Georgskirche ist sehenswert.
Nach weiteren 2 km führt der Weg zurück nach Bockenem.
Weitere Anregungen für Wanderungen und Radwanderungen findet man im 2023 erschienen Wanderführer von Thomas Dahms und Horst-Dieter Görg. Die Autoren zeigen vielfältige Möglichkeiten auf, die Kulturlandschaften entlang der Flüsse Nette, Lamme und Gande zu erkunden.
Dahms, Thomas und Görg, Horst-Dieter, An Nette, Lamme & Gande, KulTourLandschaft im Hildesheimer Land & am Harz, Ostfalia Verlag, Osterwieck 2023
Ambergauradweg
Mit einem touristischen Angebot werben die Städte Seesen, Bockenem und Holle zukünftig gemeinsam. Auf 32 Kilometern können Radfahrer den einheitlich ausgeschilderten Ambergau Radweg befahren. Der neue Radweg zwischen Seesen und Derneburg schließt die Lücke zwischen dem Fernradweg R1 und dem Innerste Radweg. Damit stellt er eine hervorragende Ergänzung des touristischen Radverkehrsangebotes der Region dar. In einer Projektzeit von einem Jahr wurden die Voraussetzungen geschaffen. Durch die idyllische Landschaft des Ambergaus führt der Radweg von Seesen aus über Rhüden, Bornum, Bockenem, Henneckenrode nach Holle und endet in Derneburg.
32 Kilometer Genussradeln sind garantiert. Das Projekt ist ein Beispiel für unbürokratische, interkommunale Zusammenarbeit, auch über Kreisgrenzen hinweg. Der Radweg wird mit einem Flyer beworben. Aktuelle Informationen gibt es auf der eigenen Internetseite. Dort findet man neben der Streckenbeschreibung und GPS-Daten auch aktuelle Informationen zu Veranstaltungen entlang des Radweges.
Weitere Anregungen für Wanderungen und Radwanderungen findet man im 2023 erschienen Wanderführer von Thomas Dahms und Horst-Dieter Görg. Die Autoren zeigen vielfältige Möglichkeiten auf, die Kulturlandschaften entlang der Flüsse Nette, Lamme und Gande zu erkunden.
Dahms, Thomas und Görg, Horst-Dieter, An Nette, Lamme & Gande, KulTourLandschaft im Hildesheimer Land & am Harz, Ostfalia Verlag, Osterwieck 2023